martina SCHINDLER Gesundheitspraxis
Über mich

Therapieformen

Termine

Fotogalerie

Video

Publikationen

Kooperationen

Kontakt/
Impressum/
Datenschutz

ALS-Training

Auszug des Artikels von Martina Schindler. Veröffentlicht bei physiotalk

Ich möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Martina Ela Schindler, ich bin seit über 20 Jahren als Physiotherapeutin, Körpertherapeutin und psychologische Beraterin tätig.

Ich möchte Ihnen hier die Geschichte von Petra S. erzählen und über unsere Erfolge sowie den aktuellen Therapieplan berichten.

Den Kontakt zu Petra S. erhielt ich durch ihre Schwester, die ich während meiner Mittagspause im Kaffeehaus traf. Als ich Petra zum ersten Mal traf, erkannte ich, dass ihre psychische Situation sehr instabil war. Der progrediente Verlauf ihrer ALS Erkrankung schwächte mehr und mehr ihren körperlichen und psychischen Zustand. Die peripheren Körperteile sind stark abgeschwächt bis gelähmt, dadurch erklärt sich der unsichere Gang und große Sturzgefährdung. Sie vermied es, in die Öffentlichkeit zu gehen, zu groß war die Angst zu stürzen. Viele Dinge fallen ihr einfach aus der Hand, selbst das Zähne putzen stellt Petra vor eine große Herausforderung.

Auf der körperlichen Ebene ergab sich folgender Befund: Fehlende posturale Kontrolle, bedingt durch die Abschwächung in der peripheren oberen Extremität als auch der unteren peripheren Extremität/ Lähmungen, dadurch entstand auch eine Steifigkeit im Körper. Lt. Batel Index braucht Petra zulange für ihr ADL‘s, dadurch erklärt sich auch ihre hohe Sturzgefährdung, die durch den StroopTest and Get up and go Test verifiziert wurde.

Insbesondere die neuronale Effizienz war nicht vorhanden, weshalb die Muskelkraft, Ausdauer, wie auch der Sauerstoff fehlte. Ihre Motivation war ebenso gering wie ihre Psyche instabil erschien.

Exkurs Amyotrophe Lateralsklerose/kurz ALS genannt o. Motor Neuron Desease: Amyothrophe Laterlalsklerose, kurz ALS genannt, ist eine degenerative Erkrankung des motorischen Nervensystems, die einher geht mit der Zerstörung des ersten motorischen Neurons und somit des peripheren Nervensystems. Die Ursache ist unbekannt. Es kommt zu einer fortschreitenden und irreversiblen Schädigung oder Degeneration der Nervenzellen (Neurone), die für die Muskelbewegungen verantwortlich sind.
Quelle: wikipedia


Hier nun berichtet Petra selbst:

Hallo mein Name ist Petra S., ich bin 43 Jahre alt und meine Ärzte sagen, ich habe ALS. Doch ich möchte von vorne beginnen.

Es begann Anfang 2006, als ich die ersten Anzeichen bemerkte, aber noch nicht zu deuten wusste. Ich „war“ schon immer ein lebenslustiger, aktiver Mensch und mein Hobbies waren das Tanzen, Walken und Eislaufen.

Bei meinem Tanztraining hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, dass meine Beine nicht den gleichen Rhythmus haben, wie mein Oberkörper. Kurze Zeit später wurde ich von einer Freundin beim Walken darauf angesprochen, ich würde so watscheln, so als könnte ich den Fuß nicht richtig heben. Und genau so fühlte es sich auch an. Es kostete mich unheimlich viel Kraft.

Ich redete mit meinem Hausarzt und er machte Blutuntersuchungen. Es wurde festgestellt, dass mir Folsäure fehlt und ich bekam ein Jahr lang Spritzen und Aufbaukuren. Doch es wurde nicht besser, also saß ich Anfang 2008 wieder bei ihm. Ein weiteres Mal drehte man mich durch die Mangel. MRT, Röntgen, Strom, Massagen, alles war dabei, doch nichts brachte ein Ergebnis.

Mitte 2009 hatte ich jetzt auch schon Ausfallerscheinungen an den Händen. Was in meinem Friseurberuf zu erheblichen Schwierigkeiten führte. Es ging soweit, dass ich wieder einmal heulend bei meinem Hausarzt saß. Dieser hatte wohl schon einen Verdacht und schickte mich noch einmal zum Neurologen. Der Neurologe machte Tests und wollte eine zweite Meinung einholen, daher überwies er mich nach Stuttgart in die Neurologische Fachklinik.

Es war mittlerweile April 2010. Auf ein Neues, die Elektrotortour begann. Nach 14 Tagen saß ich auf meinem Krankenbett, starrte den behandelnden Arzt an, der mir so eben mitteilte ich habe ALS.

Ich solle mich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dann die nötigen Maßnahmen einleiten und aus dem Rest meines Lebens das Beste machen!!!!

Fassungslosigkeit, Angst, Trauer! Die Welt von mir und meiner Familie brach zusammen, nur mit einem einzigen Wort: „ALS“.

Ich bekam Physio- und Ergotherapie und doch wurde mein Körper immer schwächer und steifer. Juli 2010 wurde ich krankgeschrieben und Oktober 2010 berentet. Arbeiten war aussichtslos. Immer öfter musste ich Pausen einlegen, weil mich alles so sehr anstrengte. Laufen am Stück war nur noch wenige Minuten möglich, frei stehen schwierig, Treppen-steigen eine Qual. Dinge hochheben oder halten, wie Gläser, Tassen, Teller war nur noch mit zwei Händen und großer Anstrengung möglich. Was mit sofortigem Schweißausbruch „belohnt“ wurde! Das alles ist sehr, sehr unangenehm.

Da das Anziehen mit Knöpfen und Reißverschlüssen sehr zeitaufwendig und anstrengend war, verbrachte ich die meiste Zeit zuhause im Jogginganzug.

Das Angebot von Freunden und Familie mit ihnen etwas zu unternehmen, lehnte ich von vornherein schon ab. Zum einen weil das Anziehen so anstrengend war, zum anderen hatte ich einfach keine Kraft mehr und nur noch Angst. Angst hinzufallen, Angst nicht schnell genug mitlaufen zu können, Angst mich zu blamieren.

Weil ich das Fleisch nicht mehr alleine schneiden konnte, mir das Besteck oder Glas aus der Hand fällt, was jetzt immer öfter der Fall war.

Um all den Ängsten aus dem Weg zu gehen blieb ich Zuhause. Ich zog mich immer weiter zurück. Mein Körper ließ mich im Stich und meine Psyche auch.

Ich war am Tiefpunkt. Dann sterbe ich halt, so hab ich’s wenigstens hinter mir. Ich hatte die Schmerzen und alles so SATT.

In dem Moment, als ich mich entschloss einen Psychologen aufzusuchen, traf meine Schwester Frau Schindler. Ein echter Glücksfall.

Am 18. Oktober 2012 war ich das erste Mal bei ihr. Sie ist davon überzeugt, dass jede Krankheit behoben werden kann, wenn es die richtige Therapie gibt. Gemeinsam mit Frau Schindler und Frau Stier, Gesundheitspädagogin, gingen wir auf die Suche. Mein Körper musste entgiftet werden, Viren bekämpft, die Nerven wieder regeneriert, meine Psyche und meine Eigenständigkeit gefördert werden.

Schon nach einer Woche fühlte ich mich besser, irgendwie energiegeladener. Innerhalb kürzester Zeit machte ich Fortschritte, die Therapie schlug an.

Ich konnte mich wieder besser bewegen, war nicht mehr ganz so steif. Meine Zweifel verflogen langsam und meine Hoffnung stieg von Tag zu Tag.

Heute nach nur 3 Monaten traue ich mich wieder alleine einkaufen zu gehen. Ich befolge den Rat von Frau Schindler und gehe so oft wie möglich raus. Walken z.B. klappt schon wieder 10 Minuten am Stück. Tassen und Gläser kann ich wieder besser halten, es fällt mir nichts mehr aus der Hand und mein Fleisch schneide ich mir inzwischen wieder selbst. Auch das Anziehen geht wieder gut. Knöpfe und Reißverschlüsse stellen kein unüberwindbares Hindernis mehr da. Auch kann ich auf dem Laufband mittlerweile 30 Minuten laufen.

Es wird wohl noch ein langer Weg sein aber ich habe jetzt wieder den Mut und die Hoffnung es auf mich zu nehmen.


Hier trainiert Petra mit einem Glas, das Handgelenk und Fingerflexoren in flexorischer Haltung.
Hier trainiert Petra mit einem Glas, das Handgelenk und Fingerflexoren in flexorischer Haltung.

Hier trainiert sie mit posturaler Kontrolle, die allerdings noch bewusst von ihr aufgebaut wird.
Hier trainiert sie mit posturaler Kontrolle, die allerdings noch bewusst von ihr aufgebaut wird.

Therapieplan
© Martina Schindler 2013